Rede von Fabian Krause, Attac Paderborn, gehalten am 13. Mai bei der Demonstration des Paderborner Bündnisses für Toleranz und Demokratie gegen eine Kundgebung der AfD:
Auf der ganzen Welt leben Menschen, die einzigartig, und gleichzeitig wie wir sind. Genau wie wir sind es Kinder, Frauen und Männer, alte und junge. Wie wir, wie unsere Nachbarn, unsere Freunde und Familienangehörigen. Mit allen Menschen teilen wir die Bedürfnisse uns untereinander auszutauschen, uns zu bewähren, zu ruhen und zu träumen, zu essen und zu trinken, und für das Wohl unserer Liebsten zu sorgen. Im Inneren, wünscht sich letztlich jeder: Freiheit, Sicherheit und Geborgenheit.
Wir stehen hier, gegen Rassismus – gegen Ausgrenzung von Menschen, die genauso Menschen sind wie wir, auf die gleiche Art träumen und auf gleiche Weise fühlen. Wir stehen hier für Menschlichkeit – und das freut mich.
Ich wünsche mir, dass unser Ehrgeiz, unsere Liebe den schwächsten Menschen zu helfen, noch Größer wird und weitere Menschen ansteckt. Damit möchte ich folgende Frage stellen: Ist es nicht auch Rassismus, wenn sich einige Staaten das Recht nehmen, gut zu leben und dafür Menschen in anderen Ländern leiden zu lassen? (Indem man aufteilt in Wohlhabende und Weltsklaven?) Wie auch viele andere Staaten, ernährt sich Deutschland immer noch davon, dass in anderen Ländern Menschen unter schlimmsten Bedingungen und Billiglöhnen für uns tolle Sachen herstellen: T-Shirts, Hosen, Schuhe, Kaffee, Schokolade, Tomaten, Handys und vieles mehr. Die Bevölkerung ärmerer Länder wird durch Niedriglöhne arm gehalten, damit sie als abhängige billige Arbeitskräfte auf ausbeuterische Firmen angewiesen sind und diesen Firmen maximalen Profit einbringen. In Zusammenarbeit mit bestechlichen Regierungen vor Ort werden z.B. in Niger einfach Ackerflächen an Privatunternehmen übergeben und die Bauern somit kurzerhand enteignet. In Westafrika wird der Firma Nestlé Kinderarbeit vorgeworfen, gleichzeitig pumpt sie in Trockenregionen das letzte Bisschen Grundwasser aus dem Boden, wodurch letzte Gewässer versickern und anliegende Dörfer den Wasserzugang als Lebensgrundlage verlieren. Die Zerstörung der Lebensgrundlagen durch Ausbeutung und Terrorfinanzierung Führt doch erst dazu, dass Menschen aus zahlreichen Ländern dieser Welt fliehen müssen!
Dort wo das Öl sprudelt und Waffenfirmen Profite machen können, werden selbst Terrorstaaten unterstützt. Beispielsweise Saudi-Arabien, ein Land, wo Frauenrechte mit den Füßen getreten werden und wo allein im Jahr 2015 mehr als 150 Hinrichtungen bekannt sind. Nach Katar, die direkte Nachbardiktatur Saudi-Arabiens, wurden letztes Jahr Panzerlieferungen im Wert von 1,6 Milliarden Euro bewilligt. (Von der Bundesregierung zugelassen.) Hinzufügen muss man, dass Katar in einer Koalition mit Saudi Arabien steckt, die sich militärisch am Krieg im Jemen beteiligt. Also unterstützen deutsche Waffen diktatorische Staaten im Krieg in Jemen. DAS müssen wir kritisieren! Und nicht die davor fliehenden Menschen.
Ganz offensichtlich muss sich einiges ändern an unserem profitorientierten Handel in der Welt; für den die einen bitterlich dafür leiden müssen, damit Millionäre und hohe Angestellte deutscher Banken und gieriger Wirtschaftsfirmen sich ihre vollen Taschen noch weiter füllen. Ich frage mich, warum Firmen und Banken in unserem Land sich in anderen Ländern Immer noch an Menschenrechtsverletzungen beteiligen dürfen. Ein Geschäft, das bei uns Kleidung verkauft, die in Bangladesch unter Zwangsarbeit hergestellt wurde, beteiligt sich doch eindeutig an Menschenrechtsverletzungen und muss doch dafür gerichtlich verurteilt werden! Ich kenne keine Rechtfertigung dafür, warum jemand hierzulande profitieren darf, wenn er dafür Menschen anderer Länder ausbeutet. Denn auch das, ist Rassismus!
Deshalb, um die Würde des Menschen in unserer Welt zu erhalten, will ich es Niemals kritiklos hinnehmen, wenn Ausbeutung, Unterdrückung und Terror an Menschenleben aus diesem Land heraus unterstützt werden!
Was können wir tun? Dafür stehen, dass wir Jede Form von Ausgrenzung ablehnen! Wir können zum Ausdruck bringen, dass zumindest Wir all die dreckigen Geschäfte scharf kritisieren und einen gerechteren Umgang mit den Menschen dieser Welt fordern. Und, brauchen wir wirklich, so viel, von dem, was wir uns kaufen? Lasst uns doch zusammen auf einige Dinge verzichten, für deren Erzeugung irgendwo anders ein Mensch für uns gepeinigt wird. Diese kritische Haltung können wir uns zu Eigen machen und auch andere dazu bewegen, über den Tellerrand hinauszublicken. Je mehr Einzelpersonen mitmachen, desto größer ist unser Erfolg, desto mehr Menschen erhalten eine Chance, in Würde zu leben.
Ich wünsche mir, dass unser Nein zu Rassismus noch stärker wird und sich, über Landesgrenzen hinaus, weiterentwickelt zu einer Forderung nach Frieden und globaler Gerechtigkeit.